Seit letztem Jahr sendet er aus seinem Keller in Garbenteich ins Internet
MÜNZENBERG/POHLHEIM (ga). Was macht man als Discjockey, wenn die Klubs geschlossen sind, es keine Partys gibt und Fastnacht Covid-19 zum Opfer fällt? Der in Garbenteich lebende und aus Münzenberg stammende DJ Carsten Müller hat aus der Liebe zur Musik für sich eine Lösung gefunden. Er hat aus der Not in Pandemie-Zeiten eine Tugend gemacht. Für ihn wurde dabei ein lang gehegter Traum Wirklichkeit. Er ist seit letztem Jahr als Radio-DJ im Internet auf Sendung. Bei Coaching Airline Radio moderiert er jedes Wochenende mehrere Stunden lang Sendungen und mischt angesagte Musik aus 34 Jahren seines bisherigen Discjockey-Lebens von Pop über Soul bis hin zu Rock ab. Die Fangemeinde ist inzwischen gewachsen und er hat weitere Radio-Pläne für die Zukunft.
In seinem Sendestudio sendet er unter dem Slogan „Aus Gießen in die ganze Welt“, was so nicht ganz stimmt, weil er ja in Pohlheim lebt und von hier sendet. Aber Gießen ist nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Grenzen ein Begriff, sagt er und bestätigen ihm seine Hörer. Sein Keller in Garbenteich ist hochprofessionell eingerichtet. Mehrere Computer und Mischpult stehen im Zentrum seines kleinen Studios, von dem er in die Welt sendet. Möglich gemacht hat dies die Zusammenarbeit mit dem Hünfelder Betreiber von Coaching Airline Radio, die ihn nach einer Probesendung gleich für die Prime-Time des Senders verpflichteten. Sie stellen die entsprechende Sendeplattform mit entsprechenden Streamingkapazitäten im Internet zur Verfügung und sorgen für den rechtlichen Rahmen.
In seinem Studio erinnert der gelernte 52-jährige Industriekaufmann und Wirtschaftsdolmetscher an den Beginn seiner Karriere als DJ im Jahr 1986. Im Alter von 17 Jahren fing alles für den ursprünglichen Münzenberger an. Er bekam eine spontane Chance durch Hartmut Maid, im damaligen „Day & Night“ in Garbenteich Platten aufzulegen. Der eigentliche DJ war an diesem Abend gefeuert worden. Müllers Moderation und die Plattenauswahl gefielen, er wurde Resident DJ und 1997 kam der Durchbruch über Pohlheim hinaus.
Er wurde in der blühenden Disco-Ära in den angesagten Klubs wie unter anderem dem „Soccer Club“ in Rockenberg, dem „Life“ in Butzbach, dem „No.1“ in Lich und dem „Fun“ in Reiskirchen gebucht. Und auch überregional wurde man auf ihn aufmerksam, so trat er im „Space“ in Rostock, dem „Empire“ in Limburg bis hin zu einer der angesagtesten Diskotheken im österreichischen Wien, der „Fun Factory“, direkt am Prater auf. „Unvergessliche Momente“, erlebte er so.
Als Betreiber des „Supermäx“ in Wetzlar erlebte er von 2004 bis 2009 allerdings den langsamen Niedergang der Diskotheken-Ära hautnah mit. Es war die Magie in einer Mischung aus lauter Musik mit wummernden Bässen und das flackernde Licht, was ihn faszinierte. Kein Wunder, dass er bei seinen vielen Auftritten auch einige Stars der Party-Szene kennenlernte. Einen Gastauftritt hatte er so 2016 mit seiner Tochter im Video-Hit von Mallorca-Star Lorenz Büffel, dessen Hit „Jonny Däpp“ mit dem DJ inzwischen über 40 Millionen Zuschauer hatte. „Wahnsinn“, sagt Müller, wenn er sich an den Videodreh erinnert. Er kommt auf mehr als 3000 Events, die er über die drei Jahrzehnte miterleben konnte. Dabei war es immer sein Ziel, die Gäste mit seiner Musik bei den Veranstaltungen glücklich zu machen.
Bis auf Weiteres gibt es aber keine Partys und so ist der Pohlheimer DJ froh, dass er diese Zeit mit den Radio-Sendungen überbrücken kann. Er ist froh, dass ihm und der Familie sein berufliches Standbein in einem Unternehmen für Medizinprodukte hilft, die Zeit der Einschränkungen im DJ-Leben zu überstehen. Für den Sender ist er im Moment aus Spaß an der Sache im Radio aktiv. Die Sendung mit ihm unter dem Künstlernamen DJ Carsten Naval sind regelmäßig samstags ab 20.00 bis 22.00 Uhr sowie sonntags von 11.00 bis 12.00 Uhr und 19.00 bis 20.00 Uhr auf www.coachingairline-radio.de zu hören. Moderiert wird aufgrund des internationalen Publikums in Deutsch und Englisch. Die gesamte Produktion mit Jingles, Musik und Moderation erstellt der Pohlheimer selbst.