Nachdenklicher und tiefgründiger, aber auch humorvoller Konzert-Abend

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Nachdenklicher und tiefgründiger, aber auch humorvoller Konzert-Abend

BUTZBACH. Mit den Worten „Herr, kehre ein in dieses Haus und lass deine heiligen Engel darin wohnen“ lud Pater Anselm Grün die Besucher des Konzerts mit Clemens Bittlinger zum Gebet ein. Text und Fotos: win

Pater Anselm Grün und Clemens Bittlinger mit David Kandert und David Plüss im Bürgerhaus Butzbach

BUTZBACH (win). In dem Dialogkonzert „Herr kehre ein in dieses Haus“ begegneten sich Pater Anselm Grün und der Liedermacher Clemens Bittlinger und ließen die Zuhörer auf ihrer Entdeckungsreise an ihren Gedanken und Überlegungen teilhaben. Zahlreiche Zuschauer waren am Freitagabend ins Bürgerhaus Butzbach gekommen, um ein außergewöhnliches Konzert zu erleben. Der evangelische Pfarrer, Buchautor und Liedermacher wurde musikalisch begleitet von dem Schlagzeuger und Percussionisten David Kandert und dem Schweizer Tastenvirtuosen David Plüss. Nach der Begrüßung von Kirchenvorstand Hans-Wilhelm Lenk wurde das Konzert mit „Öffnet den Kreis“, einem Lied in Anlehnung an einen irischen Hausspruch, eröffnet. Das gemeinsame Singen war bei diesem Konzert ausdrücklich erwünscht. 

Die Bibel ist voller Weggeschichten. Pater Anselm versteht es wie kein anderer, die Auslegung der Bibel und der „Acht Seligpreisungen“ auf eine nachvollziehbare und der heutigen Zeit angepassten Weise dem Publikum näher zu bringen und neue Horizonte zu eröffnen.

Mal humorvoll, mal nachdenklich verknüpfte Bittlinger aktuelle Themen zu einem brisanten, aber unterhaltsamen Programm. Paul Watzlawicks Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ bräuchten die Deutschen seiner Meinung nach gar nicht. Denn „Deutsche sind per se unglücklich“, stellte er mit einem Augenzwinkern fest. Sein Gegenentwurf ist das Lied und das gleichnamige Buch „Habseligkeiten – Eine Anleitung zum Glücklichsein“. Und so ist dieses Lied „Habseligkeiten“ ein unverzichtbarer Teil eines jeden Konzerts, zu dem der Liedermacher auf der Ukulele und David Kandert auf der Bass-Ukulele spielen. David Plüss brillierte am „Handoergeli“, wie die Schweizer sagen. Gemeint ist das Akkordeon. 

Der evangelische Pfarrer, Buchautor und Liedermacher Bittlinger war im Bürgerhaus Butzbach zu Gast. Text + Fotos: win

Bittlinger erklärte, warum aus seiner Sicht Kirche wichtig und die Kirchenmitgliedschaft ein Glaubensbekenntnis ist. Mit „Leih mir Deine Flügel“ sang er nicht nur über himmlische Boten, sondern warb in seiner Eigenschaft als Botschafter der Christoffel-Blindenmission um Unterstützung der Arbeit. Bittlinger bedankte sich stellvertretend für alle Unterstützer bei Familie Lenk, die das Konzert möglich gemacht hat. Hier sei zum Beispiel auch die Heliand-Pfadfinderschaft des Evangelischen Jugendwerkes Hessen (EJW Hessen) genannt, deren Butzbacher Sippen „Dietrich von Bern“ und „Helen Keller“ das Konzert organisatorisch begleitet haben.

Zum Abschluss lud der Benediktinerpater die Zuschauer zum Gebet ein. „Herr, kehre ein in dieses Haus und lass deine heiligen Engel darin wohnen.“ So beginnt das 1600 Jahre alte Gebet, das viele Mönche und Nonnen jeden Abend sprechen. Seine Worte schenken Geborgenheit am Ende des Tages und Vertrauen in Gottes Schutz in der Nacht. 

Bittlinger seinen Freund Pater Anselm zu großen Themen. Zum Beispiel zum Krieg in der Ukraine, zum Frieden in der Welt und zur Kirche als einem Ort der Verbundenheit und Hoffnung. Im Gespräch ging es aber auch um die aktuellen Fragen, mit denen sich die Bischofskonferenz befasst. Er habe Hoffnung, dass es Bewegung gibt, sagte der Geistliche. Wie sich das Zusammenleben mit 70 Männern gestalte und ob das Leben im Kloster langweilig sei, wollte Bittlinger im Hinblick auf Pater Anselms neues Buch „Versäume nicht Dein Leben“, von seinem Freund wissen. Langweilig sei ihm nie, und wenn er von den regelmäßigen Treffen mit seiner Familie zurückkehre, sei er immer ganz zufrieden mit seinem Dasein im Kloster, erklärte er verschmitzt.

Viele Zuschauer ließen sich ein Buch von Anselm Grün signieren.

Es ist die Mischung aus seiner spirituellen Präsenz und einer klaren, schlichten Zugewandtheit, die die Begegnung mit diesem Geistlichen so eindrücklich macht. Bittlinger und Grün sind unvergleichlich und bilden dabei eine glückliche Symbiose. Dem Publikum war es eine Freude, ihnen zuzuhören und ihre klaren Botschaften zu empfangen. Der Abend war nachdenklich und tiefgründig, ließ den Humor aber dennoch nicht vermissen. 

Bei der Verabschiedung klatschten die Zuschauer beharrlich, bis die gewünschten Zugaben gespielt wurden. Zunächst wurden noch einmal gemeinsam alle Strophen von „Kehre ein in unser Haus“ gesungen, bevor „Sei behütet“ – das Lied, auf das die Zuhörer schon längst gewartet haben und das bei keinem Konzert fehlen darf – zu Gehör gebracht wurde. Den Refrain sang Bittlinger auf Ukrainisch. Das Publikum bedankte sich bei den Künstlern für die besondere Musik und das beeindruckende Konzert mit einem herzlichen Applaus und Standing Ovations. 

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