Synode des evangelischen Dekanats Wetterau zu 75 Jahre Landeskirchenverbund und Niemöllers Erbe
WETTERAUKREIS (pm). Die neue Synode des evangelischen Dekanats Wetterau hat am vergangenen Samstag in der Friedberger Stadthalle getagt. Es war die zweite Sitzung der neuen Wahlperiode, an der ein besonderer Gast teilnahm: Kirchenpräsident Dr. Volker Jung blickte in seinem Impulsvortrag „75 Jahre auf dem Weg in die Zukunft“ auf die Zeit der Gründung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Friedberg vor 75 Jahren bis heute. Zur konstituierenden Sitzung im Februar hatten sich die Synodalen noch online getroffen.
Die Synodentagung begann mit einem Gottesdienst in der Friedberger Stadtkirche, den Präses Tobias Utter und Dekan Volkhard Guth kurzweilig gestalteten. Kantorin Nilani Stegen am Klavier und Till Helfrich am Schlagzeug übernahmen die musikalische Begleitung.
Schon in seiner Predigt griff Dekan Guth das Synodenthema auf, indem er fragte: „Hat die Kirche Zukunft? Wenn ja, wie sieht die aus?“ Zur Beantwortung lenkte er den Blick auf den ersten Kirchenpräsidenten der EKHN, Martin Niemöller, und den biblischen Propheten Jeremia.
„Niemöller wurde sein ganzes Leben von einer Frage begleitet: Was würde Jesus dazu sagen?“, begann Guth. „Die Frage verhilft ihm, sich durchzuringen zu immer neuen Einsichten.“ Und sie führte ihn zu Augenblicken der Umkehr, wie sie auch der Prophet Jeremia erfährt. „Beide, Jeremia und Niemöller, haben erfahren: Gott lässt mich nicht los. Und das macht mich frei für mein Engagement, damit es schon hier und heute eine Ahnung davon geben kann, wie diese Welt sein könnte und erst recht: wie es einmal sein wird, wenn Gott sie neu schafft.“
Die Kirche habe also Zukunft „wenn sie selbstkritisch weiter danach fragt: ‚Was würde Jesus dazu sagen?‘ Und wenn sie diese Frage immer neu als einen Moment des Umkehrens und der Erneuerung hören kann.“
Vor 75 Jahren, am 30. September 1947, fassten Delegierte der drei Landeskirchen aus Nassau, Hessen und Frankfurt beim „Kirchentag“ in Friedberg den Beschluss zur Gründung der EKHN. Am Tag darauf wurde Niemöller zum ersten Kirchenpräsidenten gewählt. Daran erinnerte Kirchenpräsident Jung. Zur Frage: „Wie sind und leben wir Kirche seit 75 Jahren bis heute?“ stellte er vier Thesen auf: „Die EKHN ist eine vielfältige und offene Kirche. Die EKHN ist eine Kirche, die von Vielen gelebt wird. Die EKHN ist eine Kirche, die Menschen begleitet und Zusammenleben gestaltet. Die EKHN ist eine Kirche unterwegs durch die Zeit und bereit sich zu verändern.“ In seinen Ausführungen nannte er wichtige Schlüsselereignisse von damals bis heute, etwa die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, Pröpstin Helga Trösken als erste Frau in einem bischöflichen Amt, die Bildung der Ehrenamtsakademie, innovative Verkündigungsformen wie die Jugendkirchentage, das gesellschaftliche und politische Engagement als Markenzeichen der EKHN, die Einweihung des ersten kirchlichen Rechenzentrums oder die Reform der Dekanate. An all das könne man gut anknüpfen.
Bei der Diskussion äußerten die Synodalen Fragen und Gedanken zu aktuellen Herausforderungen in den Gemeinden vor Ort, in der Ökumene, der Friedensethik oder der Seelsorge.
Propst Matthias Schmidt dankte dem gesamten Dekanat wie dem Dekanatssynodalvorstand für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Jahren. Der oberhessische Propst wird sich in diesem Jahr vorzeitig aus seinem Amt zurückziehen.
Die Synode stimmte einem Antrag zur finanziellen Unterstützung der Freizeiteinrichtung „Uhu“ in Langenhain-Ziegenberg und vergleichbarer Häuser aus dem Erlös des Verkaufs der Jugendburg Hohensolms zu.
Außerdem wurden die Pfarrer Siegfried Nickel, Johannes Hoeltz und Mathias Fritsch sowie Ilse Etzel und Peter Hohmann als Delegierte für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen berufen. In den Partnerschaftsausschuss gewählt wurden Pfarrer Siegfried Nickel, Pfarrerin Kerstin Tenholte und Pfr. i.R. Konrad Schulz sowie Pfarrer Jörg Fröhlich, Pfarrerin Sophie-Lotte Immanuel und Reinhard Walter als Nachrücker.