Analyseergebnisse von VSR-Gewässerschutz von Proben aus der Region liegen vor / Kritik an Landwirtschaft
BUTZBACH (pd). Der VSR-Gewässerschutz musste wieder vielen Bürgern mitteilen, dass ihr Brunnenwasser im Raum Butzbach zu viel Nitrat enthält. Das frustriert gerade dieses Jahr. Familien nutzen in der Coronakrise den eigenen Garten wieder intensiv. Kinder helfen beim Anbau von Gemüse und Obst und planschen bei sommerlichen Temperaturen im Wasser. Dafür möchten viele ihr Brunnenwasser verwenden.
Um zu erfahren, ob dies gefahrlos möglich ist, ließen 66 interessierte Bürger ihre Wasserproben am Informationsstand am 17. Juni in Butzbach untersuchen. Jeder dritte Brunnenbesitzer aus dem Raum Langgöns – Münzenberg – Butzbach – Rockenberg – Bad Nauheim – Rosbach wurde enttäuscht: Die Nitratkonzentration ihrer Wasserprobe überschreitet den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.
Die Ursache für die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist die intensive Landwirtschaft, die nur mit Subventionen so wachsen konnte. „Die EU-Agrarpolitik fördert bis heute Betriebe, für die hohe Erträge an erster Stelle stehen und die Verringerung der Nitratbelastung nur lästige Auflagen sind, die sie versuchen zu umgehen“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Die gemeinnützige Organisation fordert von der Politik, dass Subventionen nur noch an Landwirte mit einer gewässerschonenden Bewirtschaftung gezahlt werden.
Diplom-Physiker Harald Gülzow, Projektleiter im VSR-Gewässerschutz, der Bundesfreiwillige Lennart Hoster und Milan Toups fanden bei den Untersuchungen 276 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Hoch-Weisel. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Gambach mit 110 Milligramm pro Liter (mg/l), in Pohl-Göns mit 101 mg/l, in Griedel mit 119 mg/l, in Oppershofen mit 91 mg/l und in Nieder-Weisel mit 86 mg/l fest. Vielen Bürgern wurde durch ihr eigenes Ergebnis klar, wie stark das Grundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung. Der VSR-Gewässerschutz fordert die Agrarpolitik auf die anstehende EU-Agrarreform so zu gestalten, dass die Nitratbelastung unserer Gewässer verringert wird.
Der ökologische Landbau kann nach Auffassung von VSR die von der Agrarindustrie hervorgerufene Nitratbelastung erheblich verringern. Er bedarf daher wesentlich mehr Unterstützung. „Die Agrarlobby darf nun die wichtigen Entscheidungen zu einer gewässerschonenden Landwirtschaft nicht wieder untergraben“, so Bareiß-Gülzow. „Es wird höchste Zeit für eine Agrarpolitik, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst ist und eine umweltverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft fördert.“
Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz, in welchen Regionen die Nitratbelastungen besonders hoch sind: www.vsr- gewässerschutz.de/nitratbelastung.