Olaf Kromm siegt beim siebten Wetterauer Mundartwettbewerb

Zu den Steinfurther Rosentagen hatte am Wochenende
17. Juni 2019
„Seid Sand, nicht Öl im Weltgetriebe“
17. Juni 2019

Olaf Kromm siegt beim siebten Wetterauer Mundartwettbewerb

WETTERAUKREIS (pdw). Olaf Kromm hat mit seinem Vortrag „De Landrot unn die Punkte“ den ersten Platz beim siebten Wetterauer Mundartwettbewerb errungen. Auf den zweiten Platz kam Lieselotte Reuter  aus Waldsolms vor Hans Theo Rosenbecker aus Bad Nauheim.

„Mit dem Wettbewerb wollen wir einen Beitrag leisten, die Wetterauer Mundart zu pflegen und zu erhalten. Sie vermittelt Heimat und Identifikation, droht aber, in einer hochmobilen Gesellschaft immer mehr verloren zu gehen“, stellte Landrat Jan Weckler bei der Siegerehrung im Bürgerhaus Ortenberg-Gelnhaar fest. Man könne jedoch im Alltag einen kleinen Beitrag gegen diesen Verlust leisten, sagte Weckler und stellte ein Informationsplakat zu Wetterauer Naturschutzgebieten vor, das dreisprachig, in Hochdeutsch, Englisch und Wetterauer Platt, Erklärungen abgibt.

In der von Martin Schnur souverän moderierten Veranstaltung traten insgesamt 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit überwiegend selbstgeschriebenen Stücken auf. Zuvor mussten alle Teilnehmenden einen kurzen Text über moderne Küchenmaschinen in Mundart übersetzen. Den Anfang machte Christa Seipp aus Reiskirchen, die für ihren verhinderten Ehemann einsprang. Der hat die Erfahrung gemacht, dass man im Ruhestand durchaus nicht seine Ruhe hat, vor allem wenn die Herzensdame immer wieder mit der Bitte: „Dest de mool!“ zu höchst anstrengenden Tätigkeiten auffordert. 

Christa Schusser aus Rockenberg erzählte die dramatische Geschichte vom Aufeinandertreffen eines Schimpansen und eines Eisbären. Doch weil beide aus Rockenberg kamen, ging die Sache ziemlich glimpflich ab. 

„Alldoagssprüch“ brachte Friedel Werner aus Butzbach-Ostheim mit nach Gelnhaar und erzählte die Geschichte des unordentlichen Sohnes, dessen Mutter auch ganz cool sein kann. 

Ein Loblied auf die Heimatzeitung trug Brigitte Appel vor: „Was täte man ohne die Heimatzeitung. Man wüsste überhaupt nicht mehr Bescheid, was in Stadt und Land geschieht.“

Yvonne Taddeo ist eine typische Vertreterin der neuen Zeit. Sie ist überall groß geworden, anfangs in Assenheim, später in Gettenau. Nach einem Abstecher in die USA kam sie nach Weckesheim, und überall hat sie Dialekt gesprochen, auch wenn sie von sich sagt: „Aich schwetzte kaan Dialekt“.

Erika Nebeling erzählte die Geschichte vom „geheimnisvollen Maadche“. Großen Beifall erhielt auch die Geschichte,  die Liselotte Reuter aus Waldsolms vortrug. „Dej Fraa aus de Werrera“ die nach Amerika reist, um ihren Enkel zu sehen und erkennen muss: „Fiehrt m’rr aach weit ans ferne Land, me wird halt iwwerall e-kannt“.

Die Pause wurde musikalisch, passend in Mundart, von der Gruppe „Brellosse“ aus Ortenberg-Usenborn gefüllt. Bekannte Lieder wie „An der Nordseeküste“ wurden von ihnen textlich in die hessische Heimat überführt. Dafür erhielten sie viel Beifall von den rund 250 Gästen in dem bis auf den letzten Platz besetzen Bürgerhaus.

Nach der Pause erzählte die mehrmalige Preisträgerin Karin Bach, wie man über Leute reden kann, ohne auch nur einen Namen zu nennen. Sie nennt das „praktizierten Datenschutz“.

Regelrecht dramatisch waren die Erinnerungen, die Chris Emig vortrug: „Aich ern de Plumsklo“. Da kam auch bei manch älteren Besucherinnen und Besuchern die Erinnerung an die alte Zeit zurück, die ganz und gar nicht immer so gut war.

Die bei Autofahrern beliebteste Stadt Deutschlands liegt sicherlich nicht im hohen Norden. Das hat möglicherweise etwas mit der Verkehrssünderdatei in Flensburg zu tun, mit der Olaf Kromm in seiner Geschichte: „De Landrot unn die Punkte“ in regem Briefwechsel war. Da wird ihm doch tatsächlich attestiert, dass er „zum fiehrn von Kraftfahrzeuche nait geeichent wär. Do hunn aich awweer geguggt!“

Wer Mundart spricht, ist klar im Vorteil, vor allem, wenn er auf dem Land lebt. Andrea Reinelt empfindet ihren Florstädter Dialekt mittlerweile als „E’n Schatz“. 

„Wir Menschen sind fehlbar und haben alle so unsere kleinen Geheimnisse.“ Hans Theo Rosenbecker aus Bad Nauheim hat von einer Beichte in der Hochzeitsnacht erzählt. Lisbeth leidet unter Mundgeruch und Karl unter „bawahrische Keesfois. Schuh un Strimp dere owens so orch roiche, so stärk – des die Katz und die Maus sich verkroiche …“.

Den Abschluss machte Reinhard Kammer aus Nidda-Borsdorf mit seiner Geschichte „Die Noacht im halber drei“.

Im Anschluss an die Vorträge stimmten die Besucherinnen und Besucher über ihre Favoriten ab. Um ein möglichst gerechtes Ergebnis zu erzielen und den Heimvorteil von Bewerbern auszuschließen oder Fanclubs zu bevorteilen, mussten zwei Stimmen an verschiedene Bewerber abgegeben werden.  Olaf Kromm, Lieselotte Reuter und Hans Theo Rosenbecker wurden für ihre Vorträge mit dem Wetterauer Plattschwätzer ausgezeichnet. Die Metallskulptur wurde von der Ortenberger Metallbildhauerin Ulrike Obenauer geschaffen. 

Ganz zum Schluss gelang es Martin Schnur mit seinen launigen Mundartstücken, den ganzen Saal in Stimmung zu versetzen. 

Landrat Jan Weckler zog ein positives Fazit von der Veranstaltung: „Der Wetterauer Mundartwettbewerb hat seinen festen Platz in der Wetterauer Kulturszene. In einem zweijährigen Turnus werden wir diese Veranstaltungsreihe fortführen“.

Comments are closed.