Patienten beunruhigt und aufgewühlt

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Patienten beunruhigt und aufgewühlt

Erfahrungen des Butzbacher Hausarztes Dr. Helge Weiler / „Händewaschen, Abstand halten, zu Hause bleiben“

BUTZBACH (amf). Dr. Helge Weiler hat am 1. April die Praxis in der Abt-Möhler-Straße 12 in Butzbach übernommen. Er beschreibt im Gespräch mit der BZ die derzeitige Situation und die Maßnahmen, die aufgrund von Covid-19 in seiner Praxis vorgenommen wurden. 

„Ich hatte bisher noch mit keinem Covid-19-Fall zu tun“, bestätigt der Arzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. „Die Gesellschaft steht jedoch vor einer großen Herausforderung. Die Patienten wirken beunruhigt und aufgewühlt durch die Virus-Pandemie“, beschreibt Weiler die aktuelle Atmosphäre in seiner Praxis. Durch die neuartige Situation würden sich extrem viele Fragen und auch neue Sorgen ergeben, die während Hausbesuchen oder der Sprechzeiten deutlich zu spüren seien. 

Er berichtet, dass sich die Maßnahmen in der Praxis verändert haben: „Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Sprechzeiten entzerrt. Patienten, die Erkältungssymptome vorweisen, werden nur noch zu Hause versorgt. Eine Plexiglasscheibe wurde an der Begrüßungstheke eingebaut und das Personal arbeitet nur noch mit Mundschutz.“ Um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden, werde nicht mehr mit einer offenen Sprechstunde gearbeitet, sondern nur noch mit Terminen, die auf den gesamten Tag verteilt seien, erklärt er. Damit solle verhindert werden, dass sich mehr als zwei Patienten im Wartezimmer befinden. 

Weiler hat Bedenken, dass durch den Covid-19-Ausbruch die Basisversorgung in Deutschland vernachlässigt werden könnte. Aus diesem Grund priorisiert er die Behandlung aller anderen Erkrankungen genauso wie die eines Covid-19-Virus. Er berichtet: „Wir stehen vor einer Situation, die es noch nie zuvor in dieser Form gab. Dass der ein oder andere hier ängstlich wird, ist stark zu bemerken.“ Er beschreibt, dass besonders ältere Patienten Angst hätten, sich mit Covid-19 anzustecken. 

Zudem spürt er, dass sich viele Patienten davor fürchten, zu einer Risikogruppe zu gehören. Er versteht diese Sorgen und erklärt: „Als Risikopatient ist die Wahrscheinlichkeit höher, an einer Covid-19-Infektion zu erkranken, die einen schweren Verlauf hat.“ Dennoch klärt er auf, dass die bisherigen Untersuchungen und Studien belegen, dass nur etwa 15 Prozent der Erkrankten einen schweren Verlauf der Covid-19-Krankheit hätten. 

Nichtsdestotrotz sagt Weiler: „Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Patienten das Coronavirus und seine Auswirkungen unterschätzen oder überschätzen. Die Lage wird sachlich eingeschätzt.“ Durch die Maßnahmen der Regierung sehe er diese Gefahr auch erst einmal nicht. Er erzählt, dass seine Patienten fundamentale Veränderungen in ihrem Lebensstil und Alltagsrhytmus erleben. „Es ist momentan für jeden schwierig. Umso rührender finde ich den Zusammenhalt, den man nicht nur in den Medien, sondern auch vor der eigenen Haustür sieht.“ Die gegenseitige Hilfsbereitschaft und das intensivere Dasein füreinander sei nun fundamental und lebensnotwendig, um die Krise zu überwinden. 

Abschließend appelliert Weiler eindringlich an das Einhalten der Regelungen der Bundesregierung. „Nun müssen wir alle Geduld üben und die Einschränkungen im täglichen Leben erst einmal hinnehmen, um die Ansteckungsquote zu verringern.“ Häufiges Händewaschen, Abstand halten und vor allem zu Hause bleiben, seien unabdingbare Regulierungen, die jetzt während der Krise gewahrt werden müssen. 

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