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Präzise gefertigt, kreativ umgesetzt

BUTZBACH. Der Porträtkopf von Rudolf Lindenthal befindet sich derzeit im Museum der Stadt Butzbach.

Rudolf Lindenthals Porträtkopf im Butzbacher Museum besteht aus zwölf Scheiben-Elementen

BUTZBACH (pm). Eines der spektakulärsten Kunstwerke aus der wegen Corona derzeit nicht zugänglichen Ausstellung „Rudolf Lindenthal, Kunst aus Metall ein heißes Abenteuer“ im Butzbacher Museum ist der Porträtkopf, der in der ersten Version in den 80er Jahren entstanden ist und aus insgesamt zwölf scheibenartigen Elementen besteht.  

Der lebensgroße Kopf ist aus Bronze. Schon auf Grund der Größe des Kopfes ist klar, dass das Objekt innen hohl sein muss, denn Bronze ist sehr schwer. Zur Skulptur des Kopfes wird Lindenthal durch einen Kurs zum Metallguss am Polytechnikum in Friedberg angeregt. Die eingebrachten Kursergebnisse sowohl des Kursleiters wie auch der Teilnehmer sind überaus mäßig bis schlecht. Einen Kopf zu gießen ist ausgesprochen schwer. Das weckt die schöpferischen Kräfte des Künstlers. 

Die Inspiration zur perfekten Lösung kommt ihm durch den Besuch der Messe „Art Frankfurt“, die damals in regelmäßigem Turnus  in den Messehallen stattfand: Er entdeckt Arbeiten des international bekannten Künstler- Ehepaars Matschinsky- Denninghoff. Einen durchschlagenden Erfolg hat das Ehepaar mit seiner überlebensgroßen Chromnickel – Plastik „Berlin“. Die skelettartige Stahl- Innenkonstruktion dieser Plastik wird durch Reihungen versteifter untereinander verbundener Ringe in gleichmäßigen Abständen zusammengehalten. 

Die Solidität dieses Innenaufbaus des vorbildlichen Künstlers Paares bringt Lindenthal auf die Idee, den Kopf in Scheiben zu teilen und mittels einer entsprechenden Innenkonstruktion eine solide Festigkeit zu erlangen.

Aus zwölf übereinander liegenden Holzscheiben schnitzt Lindenthal zunächst ein Gesicht, sein Selbstporträt. In die Scheiben wird mittig ein Loch gebohrt, eine Gewindeschraube hineingedreht, und je Scheibe die Stege herausgearbeitet. Im Grunde sehen die Scheiben wie unregelmäßige Wagenräder aus. 

Die einzelnen Scheiben werden in Bronze gegossen. Beim Zusammenfügen des Kopfes ist die Schwierigkeit jeweils das Gewinde in die Bronze so zu bohren, dass die Scheiben auch exakt in Form des Gesichtes übereinander passen. Die Ausrichtung der Scheiben muss also perfekt mit dem Gewinde harmonisieren. Diese Zusammenführung der Einzelteile erfordert höchste Sorgfalt und Genauigkeit. 

Die Plastik besticht durch die Kombination aus präziser Fertigung und kreativer Umsetzung sowie der perfekten naturalistischen Wiedergabe. Der Betrachter ist aufgefordert, spielerisch Hand anzulegen und die Scheiben nach rechts oder links zu drehen. Schon kleine Drehungen der einzelnen Gesichtsscheiben verändern den Gesichtsausdruck stark, so wie die Mimik des Gesichtes den Ausdruck völlig verändern kann. Diese spielerische Variabilität des Kunstwerkes soll zum Ausprobieren reizen und schafft damit immer neue Varianten des Gesichtsausdruckes von der Grimasse bis zum abstrusen Gesicht.

Eine zweite Version des Gesichtes entsteht in der Vorbereitung für die Ausstellung im Museum. Dieser zweite Kopf ist goldfarben patiniert und daher in seiner Wirkung sehr reaktionsstark auf Licht oder Beleuchtung.

 

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