Wetterauer Grüne kritisieren Verbrauch von Ackerboden und werfen Unternehmen und Politik Ignoranz vor
WÖLFERSHEiM (pm). Rewe hat nun die vollumfängliche Baugenehmigung sowie die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) für das geplante Logistikzentrum in Wölfersheim erhalten. Das teilt das Unternehmen mit. Die Wetterauer Grünen halten das laut einer Pressemitteilung für einen weiteren „Schritt in die falsche Richtung“ und lehnen das Projekt weiter ab.
„Wir sind froh, dass wir nun Baurecht erlangt haben und mit der Baumaßnahme beginnen können“, erklärte Maximilian Schweitzer, Rewe-Projektleiter Logistik. Ob erneut Rechtsmittel eingelegt werden, bleibe abzuwarten. „Aber“, so Schweitzer, „die Corona-Krise und auch die aktuelle Situation auf dem Weltmarkt haben uns als wichtigem Bestandteil der kritischen Infrastruktur Hessens die Grenzen unseres Netzwerks aufgezeigt. Das Logistikzentrum Wölfersheim ist ein entscheidender Baustein zur Sicherstellung der Versorgung der Region mit Lebensmitteln in unserem Lagernetz – in der Region für die Region.“
Auch der Wölfersheimer Bürgermeister Eike See freut sich über die Baugenehmigung. „Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig krisenfeste Arbeitsplätze vor Ort sind.“ Besonders freue er sich über die geplanten Ausbildungs- und Studienplätze, die in der Gemeinde entstehen sollen. „Darüber hinaus werden die Einnahmen aus Grund- und Gewerbesteuer unsere Bürger finanziell entlasten. In Zeiten, in denen alles teurer wird, ist dies nicht zu unterschätzen.“
Der Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, der Wölfersheimer Michael Rückl, übt Kritik: „Es war vorauszusehen. Das Bauplanungsrecht vollzieht die falschen politischen Entscheidungen. Sie werden maßgeblich bestimmt durch CDU und SPD. Noch immer kennen sie in der Regionalplanung nur eine Richtung: Flächenverbrauch. Das trifft besonders die Wetterau. Von der aktuellen Kreisspitze ist hier kein Widerspruch zu erwarten.“
Die aktuelle Situation schätzt Rückl anders ein als Rewe und Bürgermeister: „Klimakrise, Artenschwund und jetzt der Ukrainekrieg. Nie waren die fatale Abhängigkeit von fossilen Energien und die Frage der Welternährung brisanter als jetzt. In diese Situation kommt die Genehmigung für die Vernichtung von 30 Hektar allerbesten Ackerbodens. Frei nach dem Motto: Unser Essen muss ja hier nicht produziert werden, das kommt schon irgendwoher, das macht dann Rewe mit seiner Logistik.“ Daher spricht Rückl von „Ignoranz“.
Die Wetterauer Grünen kündigten an, weiterhin alle Bemühungen, das Projekt zu stoppen, zu unterstützen. Die Gegner werden sich weiter mit juristischen Mitteln wehren. „Die Wetterau ist bestes Agrarland. Verantwortliche Politik sollte dieses historische Erbe bewahren. Und nicht verschleudern, um Arbeitsplätze von Hungen und Rosbach nach Berstadt zu verlagern.“ Ohnehin wolle Rewe in Berstadt eine weitgehend automatisierte Logistik schaffen. „Option zum Abbau von Arbeitsplätzen also inbegriffen“, so Rückl.
Im vergangenen Juli hatte Rewe den die Gesamtmaßnahme umfassenden Bauantrag sowie den BImSchG-Antrag eingereicht. Der Maßnahmenkatalog, um mögliche Beeinträchtigungen zu vermeiden oder zu kompensieren, wurde laut Rewe im Lauf des Projekts neuen Erkenntnissen angepasst. Nach Prüfung der eingereichten Anträge wurden die erforderlichen Genehmigungen für den Bau des Rewe Logistik-Projektes erteilt.
„Mit Erhalt der Baugenehmigung wird Rewe mit den vorbereitenden Erdarbeiten, dem Oberbodenabtrag, beginnen und das auf dem geplanten Baufeld vorhandene wertvolle Bodenmaterial schonend umlagern und zur späteren Überdeckung von ehemaligen Rekultivierungsflächen bereitstellen. Deren Bodenqualität wird dadurch verbessert“, so das Unternehmen. Parallel zu den Erdarbeiten, die etwa sechs Monate in Anspruch nehmen, würden die weiteren Bauschritte wie Pfahlgründung und Betonarbeiten vorbereitet und Zug um Zug begonnen. Die Bauzeit für das neue Logistikzentrum betrage etwa zwei Jahre.