Rückblick auf ein „beklopptes Jahr“

„Igit! – Wer kann denn sowas essen?“
27. Januar 2020
2000 Euro Spende vom Winterstraßenfest
28. Januar 2020

Rückblick auf ein „beklopptes Jahr“

BUTZBACH. Amazons „Alexa“ als „gottgleiches Wesen mit dem Intellekt einer Bierdose“ oder die „Supi-Steuererhöhung“ des Bundestages. Die Zuhörer konnten es sich aussuchen am Freitagabend in der Buchhandlung Bindernagel beim traditionellen kabarettistischen Jahresrückblick des „Butz“ – mit bürgerlichem Namen Patrick Kempf. Text + Foto: dt

Kabarettistischer Parforceritt des „Butz“ durch „postfaktische“ Zeitläufe

BUTZBACH (dt). Über zwei Stunden ein temporeicher Kabarettexkurs durch das vergangene Jahr. Alle Achtung, großen Respekt – der „Butz“ schonte am Freitagabend im Ausstellungsraum der Buchhandlung Bindernagel weder sich noch seine 50 Zuhörer/innen bei seinem Kabarett-Stakkato durch ein „beklopptes Jahr“, wie er die letzten zwölf Monate klassifizierte. Dabei habe er – als „Butz“ am 11.11.1314 geboren – im abgelaufenen Jahr 2019 immerhin schon seinen 750. Geburtstag gefeiert, wie er gleich zur Eröffnung gestand. Alljährlich im Januar setzt sich Patrick Kempf, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, seinen großen schwarzen Hut auf und schlüpft in die Rolle des Kabarettisten „Butz“. 

Das Jahr 2019 habe an einem Dienstag begonnen und sei an einem Dienstag zu Ende gegangen – schon das ein bemerkenswertes Faktum für ein außergewöhnliches Jahr, das jedoch ihm so gut wie keinen kommunalpolitischen „Stoff“ geliefert habe. Im Rathaus sei offensichtlich einfach nur normal und „grundsolide“ gearbeitet worden. So habe er sich in seiner Rückschau auf Hessen, Deutschland und die Welt beschränken müssen. Klar, dass er gleich mit „dem Haubentaucher“ Donald Trump startete und dabei in seinem alten Englischwörterbuch nach der Wortbedeutung von „trump“ Ausschau gehalten hatte. Die deutsche Übersetzung für die Begriffe „trump“ und „trumpery“ – so heiße es da – lautet „erdacht, erfunden, Plunder, Kitsch, Flitterkram, Ramsch und Unsinn“. Damit sei doch alles gesagt. Dabei seien „Fake News“ keine Erfindung von Donald Trump, sondern diese habe es schon in der biblischen Schöpfungsgeschichte gegeben. 

Das nächste Thema war der über seit Jahrhunderten bestehende starke schwedische Einfluss auf uns Deutsche. Der Butz sah da enge Zusammenhänge – beginnend mit dem Dreißigjährigen Krieg – Ikea – Abba – dem Knäckebrot und der Greta, nicht der Garbo, sondern der Thunberg. „Die Schweden treiben seit Jahrhunderten den Rest der Welt in den Wahnsinn,“ stellte er nachdrücklich fest und erzählte eine Neufassung eines bekannten Grimmschen Märchens mit dem Titel „Hänsel und Greta“. Beide wollen darin den Ofen der Hexe stilllegen, weil der zuviel CO2 abgebe und damit die Umwelt überbelaste. Fazit: Panikmache habe in der Vergangenheit einzig nur bei Udo Lindenberg funktioniert. Wenn demnächst alle mit E-Autos herumfahren würden, solle sich der deutsche Autofahrer in seinem Urlaubsgepäck unbedingt eine Steckdose einpacken, ansonsten könnte es „Tank“-Probleme geben. 

Die Pkw-Maut von Minister Scheuer sei „eine maue Sache“ und erinnere ihn an die Kleinstaaterei mit dem Abkassieren von Reisenden an jeder Wegkreuzung im frühen Mittelalter. Die Österreicher hätten mit ihrer EU-Klage die Maut auf deutschen Autobahnen gestoppt, weil sie nicht zahlen wollten. Das sei nicht überraschend, denn schließlich sei ein Österreicher vor 80 Jahren nach Deutschland gekommen und habe die Autobahnen gebaut. 

Eloquent, charmant und stets mit einem kleinen Schmunzeln trug der Butz seine fröhlich-kabarettistischen Sticheleien und auch mal derben Seitenhiebe vor. Dabei ging es dann auch um die innovativen neuen Wortschöpfungen der Bundesregierung mit der „Respektrente“, dem „Guten Kitagesetz“ oder dem „Starken Familiengesetz“. Demnächst komme dann wohl das „Supi-Steuererhöhungsgesetz“, mutmaßte der Butz. 

Nach der Pause ging es dann um „Helikopter-Eltern“ mit ihren „Wunderkindern“, der misslungenen Integration des häuslichen Wellensittichs, der abgeschoben werden müsse, weil er sich jeglichen Integrationsbemühungen entziehe, immer noch kein Deutsch spreche und seinen Heimflug selbst antreten könne. Ihr „Fett“ bekamen dann auch – insbesondere politisch rechtsstehende -Verschwörungstheoretiker ab. „Elvis lebt und ist mit der Titanic auf dem Mond gelandet“, sei doch eine tolle Geschichte, wobei auch angezweifelt werde, dass die Stadt Bielefeld in der Realität existiere, die Stadt gebe es nicht, der Name sei frei erfunden. Auch der nun kommende Brexit ist ein dankbares Thema für die Satire, wobei demnächst Scharen von britischen Investmentbankern mit Schlauchbooten über den Ärmelkanal kämen, um auf dem europäischen Festland einen Asylantrag zu stellen. Abschließend gab der Butz die Devise für das neue Jahr aus: „Zurück nach vorn!“

Der Beitrag verfällt zur festgelegten VERFALLSZEIT am VERFALLSDATUM.

Comments are closed.