Ausstellungseröffnung und Rückblick in der Weidigschule / Raum wird für Naturwissenschaften benötigt
BUTZBACH (mit). Freude, Stolz und auch Wehmut waren die vorherrschenden Gefühle bei der Ausstellungseröffnung der Galerie 511 der Weidigschule Butzbach. Freude, weil nach zwei Jahren und drei Monaten endlich wieder eine Ausstellung stattfinden kann. Stolz, weil eine doch eher kleine AG-Gruppe mit ihren Leiterinnen Gudrun Salz und Therese Leistner eine beeindruckende Installation aus Klebeband geschaffen hat. Und Wehmut, weil dies die letzte Ausstellung im Raum 511, der dem Ganzen ja den Namen gegeben hat, sein wird.
Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Aber der Raum wird von den Naturwissenschaften gebraucht und ist mit der tollen Aussicht, die jeder Ausstellung besonderes Flair einhauchten, nicht zu ersetzen. In ihrer Eröffnungsansprache erinnerte Schulleiterin Annette Pfannmüller daran, dass Anfang Februar 2020 die letzte Ausstellung stattfand. Seitdem musste auf vieles, was auch zur Schule gehört und sie lebens- und liebenswert macht, verzichtet werden. Umso glücklicher sei sie jetzt, so viele Interessierte begrüßen zu dürfen und somit ein Stück Normalität in unruhigen Zeiten zu erfahren.
Sie dankte den beiden Leiterinnen, Salz mit ihrem Kunstsachverstand und den unverzichtbaren Verbindungen zu vielen Künstlern, und Leistner, die nach ihrem Referendariat seit diesem Jahr zum festen Lehrerstamm der Weidigschule gehört und tatkräftig die AG-Mitglieder unterstützt. Nicht zuletzt dankte sie den sieben Teilnehmerinnen der AG für ihr großes Engagement und die vielen Stunden, die sie trotz Abitur in die Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung gesteckt haben.
Danach stellte Leistner alle Mitglieder der AG namentlich vor: Jiesue Choi, Emine Ipkin, Ronja Lienhart, Lisa Remeter, Svea Schäfer, Anna Schumann und Klara Weber. Auch sie betonte, dass dieses junge Team seit Beginn des Schuljahres und jetzt verstärkt in den letzten Wochen und Wochenenden ganz viel Zeit, absolute Zuverlässigkeit, unglaubliche Energie und Enthusiasmus investiert hätten. Dies beweise wahres Interesse an Kunst.
Sie stellte auch die Künstlerin Monika Grzymala, deren Werke den Impuls für die Ausstellung gegeben haben, vor. Es handelt sich um eine international tätige Installationskünstlerin, Bildhauerin und Grafikerin. Inspiriert wurden die Mitglieder der AG durch ihre Raumzeichnungen, das sind zwei- oder dreidimensionale Tape-Art- Rauminstallationen. Sie stellte unter anderem schon im Museum of Modern Art in New York und der Hamburger Kunsthalle aus. Im Vorfeld besuchte die AG die Künstlerin visuell via Zoom in ihrem Atelier in Berlin und konnte so einen spannenden Einblick in die Arbeiten bekommen mit wertvollen Tipps, um dieses Remake auf hohem Niveau umzusetzen. Die entstandene Rauminstallation lehnt sich stark an ein/zwei ihrer Werke an. Ziel war es aber, mit eigener künstlerischer Note, nah an der Arbeitsweise der Künstlerin zu bleiben.
Salz erinnerte an die Anfänge der Galerie 511. 1998 wurde nach einer Idee von Hubert Soltau und mit großer Unterstützung von Reiner Laasch der Grundstock gelegt für mittlerweile 24 Jahre des Bestehens. 37 Ausstellungen internationaler professioneller Künstler, darunter der Documenta-Teilnehmer Christian Megert mit seinen Spiegelobjekten, mit Peter Vogel gab es ein interaktives Klangobjekt, mit Holger Nikisch wurde eine 20-Quadratmeter- Hütte im Raum 511 mit Gras und Bäumen aufgebaut, um nur einige zu nennen. Es gab noch vieles mehr, alles ist auf der Homepage dokumentiert. Atelierbesuche und Workshops bei Sabine Remy, Collagen, und Dalip Kryeziu, Malerei, gehörten ebenfalls dazu.
Seit 2015 kamen auch Eigenproduktionen, also „Nachbauten“ originaler Rauminstallationen, dazu. Natürlich immer mit der Erlaubnis der jeweiligen Künstler. Daher ist der Raum 511 auch nicht einfach durch einen anderen Raum zu ersetzen, war es doch immer eine zwingende Bedingung, anspruchsvolle Ausstellungsästhetik zu erzeugen, die der Qualität der Kunstwerke Rechnung tragen. Dies sei auch eine Verpflichtung gegenüber den Künstlern, die nie ein Honorar verlangten.
Nachdem auch Salz nochmal auf die besondere Arbeit der AG, Pressetexte, Versicherungslisten, Einladungen, Plakate, Transporte, Planungen oder Aufbau und Durchführungen der Ausstellungen einging, stellte sie erfreut fest, dass viele ehemalige Teilnehmer der AG anwesend waren, auch viele treue Besucher hatten Dienstagabend den Weg in die Weidigschule gefunden.
Nach vielen Fragen aus dem Publikum, das sich durchweg beeindruckt von der Rauminstallation „tape shape“ zeigte, wurde auf die Öffnungszeiten verwiesen: bis zum 3. Juni immer in den großen Pausen (9.20 bis 9.35 Uhr und 11.10 bis 11.25 Uhr) und donnerstags (außer Himmelfahrt) von 18.00 bis 20.00 Uhr bei freiem Eintritt.