Arineo aus Göttingen eröffnet Büro / Forschung an künstlicher Intelligenz / Mitarbeiter werden Eigentümer
BUTZBACH (thg). „Ein IT-Dienstleistungsunternehmen, das den Mitarbeitern gehört.“ So beschreibt sich Arineo auf seiner Internetseite in aller Kürze. Das Göttinger Unternehmen hat kürzlich in Butzbach einen neuen Standort eröffnet. Bürgermeister Michael Merle und André Haußmann vom Innenstadtmanagement waren gestern zu Gast bei Geschäftsführer Martin Schweicher und dem Software-Architekten Stefan Bechtold, einer der Ansprechpartner vor Ort.
Der Butzbacher Ableger ist mit derzeit sieben Mitarbeitern auf 300 Quadratmetern in der Werner-von-Siemens-Straße 1a zu Hause. Das Gesamtunternehmen ist in den vergangenen fünf Jahren stark gewachsen, seit der Gründung im Jahr Ende 2018 auf nun mehr als 300 Mitarbeiter. Und auch für die Weidigstadt ist die Vergrößerung des Teams geplant, wie Schweicher und Bechtold berichteten. Ziel ist es, Mitarbeiter auch selbst auszubilden. „Der Arbeitsmarkt ist eng. Wir haben festgestellt, wir arbeiten am besten mit Eigengewächsen.“
Ausschlaggebend für die Standortwahl war laut Bechtold, der in Butzbach wohnt, die verkehrsgünstige Lage der Stadt. Hinzu kommt, dass die Uni in Gießen und die Standorte der TH Mittelhessen in Gießen und Friedberg, aber auch die Berufsschule Butzbach nicht weit sind. Außerdem sollten die Mitarbeiter nicht nach Frankfurt pendeln müssen. Auf der Suche nach Räumen in der Region Mittelhessen nahm Bechtold unter anderem auch mit Bürgermeister Merle Kontakt auf, um über Bürofläche in der Innenstadt zu sprechen.
Der Unternehmensname Arineo leitet sich von „Artificial Intelligence“ und „Employee owned“ ab, also künstliche Intelligenz (KI) und „in Mitarbeiterbesitz“. Mit dem System, das Arineo ab spätestens 2024 allein der Belegschaft gehört, hat das Unternehmen mit weiteren Standorten in Deutschland, Österreich, Dänemark und China in der Branche ein Alleinstellungsmerkmal. Das erwirtschaftete Kapital bleibt komplett im Unternehmen und wird in die Fortbildung seiner Teams, die Erweiterung des Unternehmens-Leistungsspektrums und den Ausbau von Innovationen und Forschung investiert. Zudem wird das Unternehmen kollegial organisiert und wurde in diesem Jahr zum besten „Top Job“-Arbeitgeber 2022 gekürt, wie Gründer Schweicher erläuterte.
Oberstes Ziel dieser Eigentümerschaft ist es, die Arbeitsplätze zu sichern und dass das Geld im Unternehmen bleibt. Es soll dem Verkauf vorbeugen, nach dem der Gewinn an den Investor ausgeschüttet würde. Eine wichtige Voraussetzung, die beide Unternehmensvertreter als erfüllt ansehen, ist, dass die Mitarbeiter motiviert und mit Freude an die Arbeit gehen. „Die soziale Komponente ist wertvoll.“ Das sei zum einen schön, zum anderen koste es das Unternehmen „unendlich viel mehr, wenn ein Mitarbeiter geht“. Und zufriedene Mitarbeiter wirkten auch auf Kunden positiv.
Arineo begleitet mittelständische Unternehmen auf dem Weg der Digitalisierung – „von der Wahl der passenden Lösungskombination, deren Implementierung bis hin zum Betrieb und Support“. Dabei setzt das Unternehmen auf Technologien von Microsoft und SAP und unterstützt seine Kunden, darunter namhafte auch international tätige Unternehmen, in vielfältigen Bereichen. „Wir sind Experten für beide Welten“, betonte Schweicher.
Es ist zudem mit zwei Forschungsprojekten zur Entwicklung von KI Partner des Bundesbildungsministeriums. Anwendungsbereiche sind zum Beispiel in der Landwirtschaft die automatische Erkennung von Pflanzenkrankheiten per Bild oder die Festlegung der Fruchtfolge, ferner beispielsweise die Feststellung von Rohrschäden. Ziel der Forschung ist es, den Umfang des Lernmaterials, das der KI vorgegeben werden muss, damit sie Muster erkennen kann, zu reduzieren.
Gesucht werden Informatiker oder Mathematiker, Menschen, die kreativ-logisch und, beispielsweise für den Bereich KI oder das Web-Design, visuell denken. Auch für die Beratung werden Mitarbeiter gesucht, die komplexe Strukturen verständlich darstellen. Und wenn mittlerweile alles auch „remote“, also beispielsweise per Videokonferenz aus der Ferne geklärt werden kann, hält Arineo doch an der gemeinsamen Projektarbeit im Büro fest für den direkten Gedankenaustausch. Aber auch Homeoffice ist ein Bestandteil der Tätigkeiten. In der Zeit der Corona-Kontaktbeschränkungen sei der Umsatz sogar gestiegen, sagte Schweicher. Die Mitarbeiter hätten sich intensiver um ihre Projekte kümmern können.