Weibliche Selbstbestimmung Thema in Film „Call Jane“am Weltfrauentag

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Weibliche Selbstbestimmung Thema in Film „Call Jane“am Weltfrauentag

BUTZBACH. Neben zahlreichen Gästen aus Butzbach, Wölfersheim, Bad Nauheim, Ober-Mörlen und Münzenberg folgten auch (v.l.): die SPD-Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik der Einladung von Landtagskanditatin Anne Thomas ebenso, wie die sozialpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, die hier das Filmplakat präsentieren. Text + Foto: amh

SPD-Landtagskandidatin Anne Thomas lädt in Capitol-Kino ein / Abtreibungsdiskussion wird enttabuisiert

BUTZBACH (amh). Der Einladung von Anne Thomas, SPD-Landtagskandidatin für den Wetteraukreis, zur Kinoveranstaltung anlässlich des Weltfrauentag, folgten am Mittwoch viele Gäste. Der große Saal des Capitols war komplett gefüllt. Unter den Besuchern befanden sich außer Butzbacherinnen auch Menschen aus Wölfersheim, Bad Nauheim, Ober-Mörlen und Münzenberg. 

Bei der Veranstaltung im Capitol wurde, der 2022 in den USA produzierte Film „Call Jane“, nach dem Drehbuch von Hayley Schore und Roshan Sethi gezeigt, bei dem Phyllis Nagy Regie führte. 

Bei der Begrüßung betonte Thomas, dass es ihr ein wichtiges Anliegen sei, dass „feministischen Themen Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass Diskriminierung, Ungerechtigkeit, dem Status quo und der Frage ‚Was läuft immer noch falsch?‘ ehrliche, wahrhaftige Aufmerksamkeit geschenkt wird und dass alle Menschen ihre Privilegien nutzen, um dieses Thema angemessen abzubilden“. Auch die Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik und die sozialpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Lisa Gnadl waren gekommen.

Ins Leben gerufen wurde der Weltfrauentag im August 1910, von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin, auf dem zweiten Kongress der sozialistischen Internationale in Kopenhagen. Zum ersten Mal forderten am 19. März 1911 mehr als eine Million Menschen, dass Frauen Ämter bekleiden und wählen dürfen. Außer in Finnland waren zu diesem Zeitpunkt nirgends in Europa Frauen zur Wahl zugelassen. 

Trotzdem sind auch im Jahr 2023 Themen wie Lohngleichheit, Altersarmut, Gewalt in engen sozialen Beziehungen, sexuelle Selbstbestimmung, angemessene Teilhabe in politischen Ämtern und Führungspositionen, Überwindung von Karrierehindernissen sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer noch aktuell. 

Der Film erzählt die wahre Geschichte einer kleinen Gruppe von Frauen, die in den 1970ern in Chicago eine Untergrundorganisation für Schwangerschaftsabbrüche aufbauten. Da Abtreibungen zu dieser Zeit in Chicago illegal waren, legten sich die Frauen nicht nur mit dem Staat, sondern auch mit der Kirche und sogar der Mafia an. Die Gruppe begleitete circa 12 000 Abtreibungen.

Der Filmtitel „Call Jane“ bezieht sich auf die kurze Botschaft, die von der Organisation auf Zettel gedruckt und in Chicago aufgehängt wurden. Sie wurden, mit einer Telefonnummer versehen, an Bushaltestellen und auf Verteilerkästen angebracht. „Jane“ war der Codename für das Untergrund-Netzwerk. 

1972 wurden sieben „Janes“ bei einer Razzia verhaftet und sollten vor Gericht gestellt werden. Sie verstanden es aber, den Prozess so lange zu verzögern, bis ein Jahr später beim Obersten Gerichtshof ein Urteil gesprochen wurde, das den Frauen in den USA ein Recht auf Schwangerschaftsabbrüche garantierte, bis es im Frühjahr 2022 wieder aufgehoben wurde. 

Die „Janes“ inspirierten Nagy zu ihrem Film. Sie erzählt eine Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Frauen. Die eine ist Joy, gespielt von Elizabeth Banks, mit einem Anwalt verheiratet, elegant. Sie wird schwanger, wird aber wegen einer Krankheit wahrscheinlich die Schwangerschaft nicht überleben. 

Sie lernt die Anführerin der „Janes“, Virgina, gespielt von Sigourney Weaver kennen. Joy steckt bald mitten im Untergrund. 

Besonders die Inszenierung der Abtreibungen ist hervorzuheben. Nagy arbeitet mit vielen Plansequenzen, um den Szenen eine große Intensität zu bescheren. Dennoch bedienen sich die Szenen nie einer traumatisierenden Wirkung. Vielmehr wird gezeigt, unter welchen Bedingungen Abtreibungen erfolgen und wie damit umgegangen werden sollte. Der Film enttabuisiert und entmystifiziert das Thema und gibt damit einen klaren Zuspruch zur Abtreibung als Zeichen der weiblichen Selbstbestimmung. 

Der Film hat einen so schönen Retro-Stil, die Hauptdarstellerinnen verströmen so positive Energie, und das rührige Treiben in „Janes Haus“ hat so viel Wärme, fast könnte man dieses Netzwerk im Untergrund, trotz des hohen Risikos, romantisch finden. Und auch wenn es übertrieben klingen mag: Frauen in einigen Staaten der USA könnten eine solche Anleitung, wie man sich im zivilen Ungehorsam einrichtet, nach dem Urteil des Supreme Court vom Juni 2022, bald wieder ins Leben rufen müssen. 

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