Wiederentdeckter Komponist und deutsche Erstaufführung in Butzbach

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Wiederentdeckter Komponist und deutsche Erstaufführung in Butzbach

BUTZBACH. Zwei Messen führt der KonzertChor Butzbach am Sonntag, 24. September, ab 17.00 Uhr in der Kirche St. Gottfried auf.

KonzertChor tritt am Sonntag, 24. September, mit „Missa in ultima g“ und „Missa Tango“ auf

BUTZBACH (pm). Im Gegensatz liegt im diesjährigen Konzert des KonzertChores Butzbach ein ganz besonderer Reiz. Zwei Messen werden unter der Leitung von Andreas Ziegler am Sonntag, 24. September, um 17.00 Uhr in der Butzbacher Kirche Sankt Gottfried aufgeführt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die deutsche Erstaufführung der „Misa Tango“ des Argentiniers Alberto Bustos, in der alle Tangogenres vertreten sind, und die festliche große „Missa ultima in g“, die der zu seiner Zeit europaweit hoch geschätzte Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) dem sächsischen Hof in Dresden widmete. Trotz aller Unterschiedlichkeit, die Musik beider Werke ist herausfordernd, äußerst reizvoll, immer wieder überraschend, spannend und mitreißend.
Als Hasse diese Messe an seinem letzten Wohnort, Venedig, komponierte, wusste er, dass er, gichtgeplagt, bald sterben würde, wie er in einem bewegenden Einlagesatz verdeutlicht: „Ad te levavi animam meam“ – Zu dir erhebe ich meine Seele. Denn er befand sich mit 84 Jahren am Ende eines sehr erfolgreichen Lebens als Starkomponist von mehr als 70 Opern und 30 kleineren Werken für das Musiktheater, 13 Oratorien und zahlreichen weiteren geistlichen Werken, Messen und Requien.
Hasses „Missa in g“ ist der krönende Abschluss dieses außergewöhnlich umfangreichen Oeuvres, dessen musikhistorische Bedeutung erst in jüngerer Zeit erkannt und angemessen gewürdigt wird. Sie steht gleichsam noch im barocken Glanz wie auch im Sturm und Drang der frühen Klassik und liefert ein Feuerwerk motivischer Ideen – gleich einem Blick auf sein erfülltes, bewegtes und aus unserer heutigen Sicht auch jugendlich modernes Leben.
Wie sein Zeitgenosse Johann Sebastian Bach stammte der 1699 in Bergedorf bei Hamburg geborene Hasse aus einer alten Kirchenmusikerfamilie, erhielt früh Unterricht in Gesang, Orgel und Cembalo und ging 15-jährig als Tenor nach Hamburg, später dann als Sänger, Komponist und Dirigent nach Braunschweig. Die nächste Station war, wie damals üblich, Italien, wo er in Neapel einer der letzten Schüler Alessandro Scarlattis war. Schließlich heiratete Hasse in Venedig 1730 in geheimer Zeremonie die Mezzosopranistin Faustina Bordoni.
Nach ihrer Hochzeit waren sie das angesagte Glamourpaar, um das sich die Höfe in Europa rissen. Das Ehepaar Hasse entschied sich 1731 schließlich für das beste Orchester der Zeit und ein üppiges Gehalt und ging an den Hof nach Dresden, wo es fast 30 Jahre lang erfolgreich wirkte. Hasse war der Lieblingskomponist von Kaiserin Maria Theresia. Friedrich der Große musizierte mehrfach mit ihm.

Es gibt kaum einen Komponisten, der zu Lebzeiten so populär war, aber nach seinem Tod so vollständig in Vergessenheit geriet. Um die überfällige Wiederentdeckung Hasses hat sich der international renommierte Trompeter Ludwig Güttler verdient gemacht. Zur Weihe der im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstörten und gerade auch dank Güttlers Initiativen wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche 2005 leitete er das Festkonzert mit Hasses „Missa in g“.
Die Tangomesse von Alberto Bustos für zwei Soli, Klavier, Bandoneon, Geige, Cello und Kontrabass, die 2013 zunächst in gekürzter Form zum ersten Mal aufgeführt wurde, ging seit Probenbeginn den Sängern regelrecht ins Blut. Sie wollten diese Messe deshalb trotz der langen Unterbrechung von über drei Jahren unbedingt zur deutschen Erstaufführung bringen.
Ganz besonders freuen sich die Mitwirkenden darüber, dass Alberto Bustos persönlich bei dem Konzert in Butzbach dabei sein wird. Denn seit Probenbeginn 2019 steht der Chor im regen Austausch mit dem gebürtigen Argentinier Bustos, der an der Universidad Nacional de Córdoba Argentina Komposition studierte, nunmehr fast 30 Jahre in Italien lebt und den Chor der Ausländeruniversität in Perugia „Voci dal Mondo“ leitet, mit dem er bereits in vielen Ländern Europas und in Südamerika aufgetreten ist.
Begleitet wird der KonzertChor von dem Orchester Sinfonietta Frankfurt, dem Tango-Ensemble Cuarteto Todos Vientos, Nicole Tamburro, Sopran, Michaela Wehrum, Alt, Shawn Mlynek, Tenor, und Tomi Wendt, Bass.
Informationen gibt es auch unter www.konzertchor-butzbach.de/ und bei der Chorvorsitzenden Martina Maskos unter Tel. 0178 6057867 und E-Mail maskos@konzertchor-butzbach.de.

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