LIVE – Comedy und Country / Dietrich Faber mit Konzertshow „Das Manni-Fest“ im Butzbacher Bürgerhaus
BUTZBACH (win). Im Rahmen der Kleinkunst-Reihe „Live in Butzbach“ war Kultfigur Manni Kreutzer alias Dietrich Faber mit seiner Band „The Overhesse“ am Samstag im Bürgerhaus zu Gast. Zurück in Butzbach wurde der oberhessische Johnny Cash von seinen Fans stürmisch gefeiert. Wie es sich gehört, das habe er so im „Handbuch für Superstars“ gelesen, begrüßte er die Zuschauer mit „Hallo Butzbach, geht’s euch gut?“
Faber – Bestsellerautor, Kabarettist und Musiker – ist mit seinem brandneuem Album „Das Manni-Fest“ und eigener Konzertshow auf Tour, begleitet von seiner Band „The Overhesse“. Faber hatte nur einen kurzen Auftritt, bevor sein zweites Ich in Gestalt von Kreutzer sich unerbittlich in den Vordergrund drängte und dem Publikum versprach: „Mir rotze heute mal so richtich ein’ raus!“ Und er hielt Wort! Erst am 30. September war „Manni-Fest“-Premiere, doch die Manni-Fans haben das neue Album schon verinnerlicht, gerieten ein ums andere Mal aus dem Häuschen, wenn die ersten Takte eines Lieds erklangen und erwiesen sich als ausgesprochen textsicher.
Ursprünglich Fabers Bröhmann- Krimis entsprungen, hat Kreutzer sich irgendwann verselbständigt. Längst ist er Kult geworden, hat sich als „Kosmoprolet“ und „Lonesomer Wolf“ mit lockerem Hüftschwung in die Herzen des Publikums geschlichen.
Endlich hat der selbsternannte Country-Star seine eigene Konzert-Show bekommen. „Ob ich gewinne oder loos´, ich mach´ aus Minus Blues“ oder „Overhesse in my mind“, eine Liebeserklärung an den Vogelsberg. Doch was wäre Manni ohne „The Overhesse“, denen er ab und zu mal ein „Motivations-Pralinche“ zuwirft und die auf jeden seiner Späße bereitwillig eingehen. Fabers Manni spielt Gitarre, Klavier, Geige, Gitarre und Mandoline und wird von den Vollblutmusikern Michael Harries (Gitarre, Banjo, Mandoline), Frank Höfliger (Bass), Tim Potzas (Pedal-Steel-Guitar, Dobro, E-Gitarre) und George „the Bear“ Baehr (Gitarre, Geige, Banjo, Mandoline) sowie der ebenso bezaubernden wie musikalisch hochkarätigen Tess Wiley (Gitarre, Geige, Klavier) ebenso multiinstrumental wie virtuos begleitet. „Wenn Tessy Texas ‚My heart’ singt, da geht dem Manni sei Herzche uff“, ist selbst Manni fasziniert. Harries alias Dirty Harry begeisterte mit Kontra-Bassmann Höfliger („Frankie Bass-Hoss“) und Gitarrist Potzas („Django Bonanza“) mit seiner Eigenkomposition „Dirty Harry‘s Theme“. Insgesamt präsentierten sich „The Overhesse“ als bestens aufeinander eingestimmtes Quintett um den Vogelsberger Cowboy. Neben tanzbarer Countrymusik gab es immer wieder „melancholistische“ Klänge und Balladen, wie beim wahrlich anspruchsvollen „An Dich denke“.
Mannis Leben spielt sich „irgendwo zwischen Schotten und Rainrod“ ab. Er lässt seine Kindheit Revue passieren, und man leidet förmlich mit, als sein Vater – ein cholerischer „See-Mann“ mit Tretbootverleih an diversen Stau- und Naturseen der Region – ihn in den Edersee tunkt, um das Seepferdchen-Schwimmabzeichen zu bestehen. Und durchlebt mit ihm den ersten Liebeskummer, den seine Traumfrau Werra Meißner (aus eben diesem Landkreis) ihm zufügt. Dennoch bleibt der Naturbursche Optimist. Auch wenn er beim Blick über den Tellerrand seines Vogelsberger Orbits hinaus feststellt: „Einen Arsch gibt’s immer.“ Oder ihm auffällt, dass es im Internet immer nur Gemecker gebe. „Da weht’n wilde Wind.“ Mit Blick Richtung Osten hat er für die „Wut-Krakeeler und Rumplärrer“ ein Lied geschrieben. „Seid fluschig, wuschig und weich“ spricht er dem Publikum aus der Seele und erhält dafür viel Applaus.
Manni wird wuschig, wenn „de wilde Wind über die Wiese weht“ und empfiehlt für Krisengespräche einfach mal ein „weiches w“ – also ein „wej“ – einzuwerfen. Und schon sieht die Welt gleich ganz anders aus. Wo Manni ist, da menschelt es. Mit seiner Geradlinigkeit und Bodenständigkeit, seinen kleinen Schwächen und liebenswerten Schrullen weckt er bei vielen das „Wir-Gefühl“. Man muss ihn einfach gern haben.
Der in Langgöns aufgewachsene Kabarettist und ehemalige Weidigschüler Faber genoss sichtlich das Heimspiel im Bürgerhaus, das von seinem Charme der 1980er Jahre bis heute nichts eingebüßt habe. „Das Bürgerhaus geht durch jede Mode gnadenlos durch.“ Mit dem „Manni-Waltz“ verabschiedete er sich vom „zauberhaften Publikum“ und versicherte, das sei keine Floskel, sondern ihm sei nix Besseres eingefallen.
Es war eine großartige Mischung aus hochwertiger Musik mit witzigen Texten. Ein musikalisch-kurzweiliger Konzertabend in bestverständlichem Oberhessisch voller schräger Komik mit unzähligen Songs, Instrumenten und Geschichten. Das Publikum bedankte sich mit tosendem Applaus und Standing Ovations für drei Stunden allerbeste Unterhaltung.