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Wohnungen sind schwer zu finden

FLÜCHTLINGE – 320 Menschen leben in Unterkünften in Butzbach, die Hälfte könnte ausziehen

BUTZBACH (thg). Die Zahl der Flüchtlinge, die in Butzbach untergebracht sind, ist in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Im Wohnheim des Wetteraukreises am Oberwerk und in den städtischen oder von der Stadt angemieteten Wohnungen leben derzeit rund 320 Menschen, wie Bürgermeister Michael Merle und Anette Krämer vom Fachdienst Soziales gestern berichteten. 

Die so genannte Zuweisung des Kreises von Flüchtlingen an die Stadt Butzbach sieht aktuell sechs Neuankömmlinge für das Quartal vor. Allerdings wurde im vorhergehenden Vierteljahr unter anderem eine Familie aufgenommen, sodass diese Zahl bereits erfüllt sei. Butzbach erhält eher Zuweisungen von Familien, da im Bestand der Flüchtlingsunterkünfte auch entsprechende Wohnungen vorhanden sind. Aufgrund der aktuellen Zahlen gibt es aber Überlegungen, dass die Stadt angemietete Wohnungen nicht mehr nutzt. 

Etwa die Hälfte der Bewohner der Flüchtlingseinrichtungen könnten ausziehen, weil eine entsprechende Anerkennung der Asylbewerber vorliegt. Das Problem: Sie suchen Wohnungen, finden aber keine. Zum einen ist die Suche aus rechtlichen Gründen in der Regel auf den Wetteraukreis begrenzt. Zum anderen ist die Bereitschaft, in ländlichere Regionen zu ziehen, gering. Dabei geht es zum einen um Mobilität, zum anderen aber auch um die mitunter seit Jahren gewachsenen Kontakte und unter anderem den weiteren Schul- und Kindergartenbesuch der jüngsten Familienmitglieder. 

„Es ist allgemein schwer, eine Wohnung zu finden. Wenn aber nach einer Bewerbung eine Absage kommt, sind die Menschen auch verzweifelt“, berichtete Krämer. Wer noch in einer Flüchtlingsunterkunft lebt, aber bereits arbeitet, ist auch verpflichtet, selbst für die Wohnung zu bezahlen. Je nach individueller Situation ist das Jobcenter beteiligt. 

Die Ehrenamtler in der Flüchtlingshilfe haben sich laut Krämer etwas zurückgezogen. Unter anderem gibt es noch das Café Cosmopolitan im Ostbahnhof oder die Kleiderkammer in der August-Storch-Straße. Im wesentlichen sind es aber Kontakte auf privater Ebene, über die Flüchtlinge weiter betreut werden. Einige der Schutzsuchenden leben bereits seit der ersten Stunde der Unterbringung in Butzbach im Oberwerk, es sind vorwiegend junge afghanische Männer. Schwierig sei es für einige, mit dem System aus Schule und Praxis zurechtzukommen. Während die praktische Arbeit gut funktioniere, seien einige mitunter von den schulischen Ansprüchen überfordert. Bürgermeister Merle wies auf die persönlichen Probleme der jungen Menschen hin, die „entwurzelt“ seien. Aus ihnen dürfe keine „verlorene Generation“ werden. 

Positiv hob Krämer hervor, dass viele Flüchtlinge in professionellen Sprachkursen untergebracht seien. Problematisch sei es für Frauen mit Kleinkindern. Sie seien weniger bereit, die Kinder für die Zeit des Kurses betreuen zu lassen. 

Geplant ist es auch, mit finanziellen Mitteln vom Wetteraukreis Fortbildungsangebote für Ehrenamtliche zu schaffen. Unter anderem müssten die Engagierten abwägen, inwieweit sie sich einsetzen, um nicht ihre persönlichen Grenzen zu überschreiten. Für die Gruppe der Paten gibt es eine Supervision. 

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